Er erzählt, was ihn an deren Designs so fasziniert und warum sich technisch überzeugende Lösungen am Markt einfach nicht durchsetzen können.
Woher kommt die Faszination für einen Wegwerfartikel wie Pizzaschachteln, Scott?
Ich finde genau diese Flüchtigkeit spannend. Sich etwas genauer anzusehen, was andere Menschen wegschmeißen, ohne darüber nachzudenken. In der Horizontale ist eine Pizzaschachtel nur dafür da, Nahrung zu transportieren. Aber in der Vertikalen wird für mich daraus Kunst.
Du glaubst also wirklich, dass die Designs auf Pizzaboxen Kunst sind?
Absolut! Es ist Gebrauchskunst, die unheimlich viel über die Zeit und die Orte erzählt, wo sie entstanden ist. Einige der Designer dieser Schachteln sind nur Angestellte von Kartonage-Fabriken, die eher generische Entwürfe gezeichnet haben. Aber es gibt auch Künstler, die nur für eine Pizzeria gearbeitet haben. Ed Hardy zum Beispiel. Und es gibt Künstler wie Luca Ciancio aus Italien, die fast ausschließlich Pizzakartons gestalten.
Wie schätzt Du den Marketingwert dieser speziell gestalteten Kartons für die Auftraggeber ein?
Definitiv anders als den für andere Verpackungen, etwa für Eiscreme oder Cornflakes. Die Pizza hast du ja schon gekauft und du weißt auch, wo. Deswegen geht es in diesem Fall viel eher darum, die Marke an sich zu stärken, um sie im Kopf der Gäste zu verankern und sie zum Wiederkommen zu bewegen. Ein Pizzakarton muss also keine Pizza verkaufen, sondern eine Geschichte dazu erzählen, wofür die Pizzeria steht. Deswegen kann die Gestaltung der Kartons auch viel freier sein und sie wird dadurch interessanter.
Gibt es Länder, in denen mehr Wert auf spezielle Gestaltung gelegt wird als in anderen?
Definitiv. In Italien werden zum Beispiel generell mehr Farben verwendet, weil die Maschinen dort moderner sind als in den USA. Besonders schön sind auch die Exemplare aus Japan und Südkorea in meiner Sammlung.
Aus wie vielen Ländern hast du denn mittlerweile Kartons?
Es müssen über 100 sein. Einer der seltensten Pizzakartons ist sogar aus der Antarktis! Einer der Wissenschaftler der McMurdo Station hat ihn mir geschickt, weil er wohl ein Video über meine Sammlung auf YouTube gesehen hat. Er meinte, den müsste ich unbedingt haben. Und er hatte recht: Er gehört zu meinen liebsten Exemplaren.
Wie kommst du sonst zu deinen Exponaten? Tauschst du mit anderen Sammlern?
Pizzaschachteln sammeln ist ein einsames Hobby! (lacht) Wenn ich ein oder zwei andere Sammler getroffen habe, ist es viel. Die meisten meiner Boxen bekomme ich per Post zugeschickt – entweder von Pizzerien selbst oder von Gästen. Manchmal bringen auch die Kunden meiner Pizzatours welche mit. Außerdem sammle ich selbst, wenn ich verreise.
Welches ist das ungewöhnlichste Exemplar, das du mitgebracht hast?
Ein Prototyp aus Dänemark. Man kann ihn angeblich aufblasen und dann wiederverwenden. Komplett verrückt. Ich weiß bis heute nicht, wie das funktionieren soll. Eine andere Box kann man in Einzelteile zerbrechen, die dann zu einem Puzzle werden. Auch lustig …
Glaubst du eigentlich, dass ein Pizzakarton wirklich der beste Weg ist, um Pizza zu transportieren?
Sicher nicht. So gut sie mir gefallen, Pizzakartons haben einen entscheidenden Fehler: Sie wirken sich negativ auf den Geschmack aus, weil die feucht-heiße Luft nicht entweichen kann. Es gibt zwar viele neue Ansätze, aber keiner hat sich bisher am Markt wirklich durchgesetzt.
Hast du ein Beispiel?
In Indien gibt es die Neuentwicklung eines Unternehmens, das Ventit heißt. Dieses spezielle Design leitet den Dampf nach außen, ohne dass dabei zu viel Wärme verloren geht. Trotzdem besteht die Box aus Karton, was die nachhaltigste Lösung ist. An sich eine tolle Sache.
Und warum verwenden es dann nicht mehr Pizzerien?
Weil Konsumenten und Pizzerien das Konzept Pizzaschachtel nicht mehr hinterfragen. Karton ist praktisch und billig. Dass unsere Pizza dadurch nur lauwarm und durchweicht ankommt, akzeptieren wir mittlerweile einfach. Das verhindert bisher auch, dass sich daran etwas ändert.
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